Adenauers Auge by Edgar Franzmann

Adenauers Auge by Edgar Franzmann

Autor:Edgar Franzmann [Franzmann, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimis & Thriller
ISBN: 9783863581404
Google: -WlXM_0Bk3gC
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2014-09-20T16:00:00+00:00


Freitag

35

Als Georg am Freitagmorgen in der Redaktion eintraf, wurde er bereits von Stein erwartet.

»Wie war’s bei der Kanzlerin?«

»Ganz nett«, sagte Georg.

»Ganz nett? Zack hat mir die Fotos gezeigt. Grandios. Kanzlerin trauert um ihre tote Katze. Da machen wir einen Aufruf draus: ›Köln schickt der Kanzlerin eine neue Katze‹.«

»Die Geschichte kann frühestens in der Dienstagsausgabe erscheinen. Das Kanzleramt will den Text vorher sehen. Vor Montag wird es keine Antwort geben. Ich werde das Interview am Wochenende schreiben.«

»Dienstag, ist ja nicht gerade der Super-Zeitungstag.«

»Ich hab noch was Besseres. Einen richtigen Politik-Hammer. Hier, lies.«

Georg gab Stein seinen Artikel über das Attentat. Stein las die Überschrift und die Unterzeilen laut vor, als wollte er sie abschmecken, dann vertiefte er sich in den Text. »Kannst du das alles beweisen?«, fragte er, als er die Lektüre beendet hatte.

»Was heißt beweisen? Ich habe genau beschrieben, woher ich welche Informationen und wie ich was ermittelt habe. Das ist hieb- und stichfest.«

»Aber der Kripobeamte, der dir das mit dem Bundeswehrgewehr erzählt hat, will anonym bleiben.«

»Er ist absolut vertrauenswürdig.«

»Trotzdem. Mir ist das zu heiß. Wir müssen da auf Nummer sicher gehen. Wir brauchen eine eidesstattliche Erklärung. Und dann will ich, dass die Story von Münch gegengecheckt wird.«

»Der Polizist ist über jeden Zweifel erhaben. Dass Münch versucht, das zu überprüfen, damit bin ich einverstanden. Aber ich will, dass die Story in der Montagsausgabe erscheint. Da können wir dem SPIEGEL mal die Schau stehlen und am Sonntagabend einen Vorabtext an die Agenturen rausgeben.«

»Einverstanden, solange du kein Extrablatt druckst.«

»Keine Angst, notfalls schicke ich dir eine SMS.«

»Schluss mit dem Flachs. Was ist mit deiner Beförderung? Wir haben Ende der Woche. Du musst dich entscheiden. Politik-Chef, ja oder nein?«

Georg ging in Steins Büro auf und ab, genoss es, den Chefredakteur zappeln zu lassen.

»Ja oder nein?«, fragte Stein noch einmal.

»Steht der Sekt kalt?«

»Nein. Diesmal nicht.«

»Gut so. Ich mach’s nicht.«

»Du lehnst ab?«

»Ja. Ich habe es mir lange überlegt. Ich kann das nicht. Meiner Tochter zuliebe. Sie zieht nächste Woche zu mir. Ich bekomme das volle Sorgerecht. Und sie will auf keinen Fall nach Berlin.«

»Du spinnst. Wie kommst du auf Berlin?«

»Ich hab da was läuten hören, dass die Politikredaktionen zusammengelegt werden sollen.«

»Von Berlin war nie die Rede.«

»Sorry. Ich bleibe dabei. Ich mach’s nicht. Ich bringe jetzt noch die Kanzlerin-Geschichte zu Ende, dann kannst du mich wieder als Chefreporter einsetzen.«

»Georg, ich fasse es nicht. Immer, wenn es ernst wird, ziehst du den Schwanz ein. Ich bin enttäuscht. Ich dachte, du hättest dich geändert. Aber du hast es nicht drauf. Wolltest du nicht sogar Chefredakteur werden?«

»Darüber können wir reden.«

»Nein. Das ist vorbei. Wenn du jetzt Nein sagst, wird es für dich keine weiteren Chancen beim BLITZ geben. Weißt du, was du mir antust? Ich muss das jetzt dem Verleger erklären. Der hatte auf dich gesetzt. Georg, du machst einen Riesenfehler. Die Entscheidung wirst du bereuen.«

»Nein, Wolfgang, ich mache keinen Fehler. Und bereuen würde ich nur, wenn ich meine Tochter enttäuschen würde. Und wenn du meinst, ich sollte mir etwas anderes suchen, weiß ich, woran ich bin. Wird sich schon was finden.



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